Ein Adventsausflug
Foto: Elbers Hof
Ein Adventsausflug
In einem kleinen Ort in Niedersachsen gab es schon seit langer Zeit einen kleinen Bauernhof. Er lag im Ortskern von Nettelkamp. Dort gab es ein Bauernhaus, wo die Bauernfamilie schon seit vielen Generationen lebte, eine Scheune und Ställe, in denen die Tiere ruhten: Schafe, Schweine, Hühner, Enten, Gänse und Kühe. Bauer Ulli liebte seine Tiere und den Hof sehr. Er ist ganz bewusst an keinen anderen Ort gezogen, um diesen Familienbauernhof zu vergrößern. Ihm gefiel es dort und seine Tiere hatten es gut bei ihm. Jetzt in der Vorweihnachtszeit kümmerte sich Bauer Ulli besonders um seine Tiere. Draußen war es schon sehr kalt und drinnen im Unterstand gemütlich warm. Die Tiere bekamen oft neues Stroh, damit sie schön weich und trocken darauf liegen konnten.
Letzte Nacht schneite es richtig und das Dach des Bauernhofs war ganz weiß. Die Bäume dahinter sahen aus wie gezuckert. Bauer Ulli sah aus dem Fenster über den weiß verschneiten Elbers Hof. Es sah alles so ruhig und friedlich aus. Ulli wurde ganz weihnachtlich zu Mute und er zog sich schnell seine warmen Wintersachen an. Er wollte unbedingt hinaus in diese wunderbare Stimmung. Die Schritte knirschten im Schnee und er stieg auf seinen Trecker, um langsam Richtung Kuhweide zu fahren. Er wollte sehen, ob es seinen Damen gut ging. Sie standen am Heuballen und kauten genüsslich. „Den Kühen geht es gut“, freute er sich und fühlte sich sehr glücklich. Aber etwas fehlte noch auf dieser Wiese mit den zufriedenen Kühen. Schöne Weihnachtslieder könnten die Stimmung noch auf die Spitze bringen. Auch hatte er mal gelesen, dass Kühe gerne Musik hören. Schnell ging er zurück ins Haus und holte ein altes Radio aus dem Keller. Ulli brachte das Radio zur Weide und schloss es an die Außensteckdose an. Er setzte sich auf einen alten Zaunpfosten, lauschte den Weihnachtsklängen und erinnerte sich an seine Kindheit zurück. Nach dem Schlittenfahren kam er damals oft zu den Kühen und freute sich über die friedliche Stimmung. Er war so in seinen Kindheitserinnerungen versunken, als plötzlich sein Telefon klingelte und die Stimme von Anke ertönte: „Ulli? Kommst du zum Mittagessen?"
Er machte sich flott auf den Weg zurück und vergaß dabei das Gatter zu schließen.
Die Kühe wunderten sich über die Musik aus dem Radio. „Was für ein schöner Klang.“ dachte sich die Kuh Jule. So etwas hatte sie noch nie im Leben gehört. „Wo kommt das her?“ Neugierig folgte sie der Musik. Am Unterstand an der Wand sah sie einen viereckigen Kasten, den sie noch nicht kannte. „Was ist das denn?“ fragte sich die Kuh, ging auf das Radio zu und beschnupperte es mit ihrer feuchten Nase. „Hm, kein Futter." stellte sie fest. „Aber klingt wunderschön!“
Plötzlich endete die Musik und eine Stimme sagte: „Hallo liebe Hörerinnen und Hörer! Wir unterbrechen unsere weihnachtliche Musik kurz, um Ihnen eine adventliche Veranstaltung anzukündigen. Heute findet auf dem Martinshof in Klein Bollensen eine Adventsfeier statt. Michael lässt ausrichten: Für gutes Essen und warme Getränke ist gesorgt und alle sind eingeladen mit uns und den Tieren ein paar schöne Stunden auf dem Hof zu verbringen. Wir freuen uns auf Euch!“
Jule wunderte sich: „Was ist eine Adventsfeier? Tiere sind auch dabei und gegen gutes Essen habe ich nichts einzuwenden. Das Heu ist auf Dauer ja schon etwas trocken." Dann bemerkte sie das offene Gatter.
Sie wandte sich an ihre Kuh-Freundin Liese, die nichts von der Ansage mitbekommen hatte und muhte ihr leise etwas ins Ohr. Sofort stand auch Liese auf. Sie gingen hintereinander Richtung Tor und waren dann schon auf der verschneiten Wiese. Tapfer stapften die zwei Kühe Richtung Hauptstraße. Diese war schon schneefreier, weil dort viele Autos vorbeifuhren. „Weißt Du denn, wo der Martinshof liegt?“, fragte Liese ihre Freundin.
„Nein, irgendwie nicht“ gestand Jule, „aber es sind ja alle eingeladen. Wir müssen also nur den vielen Menschen und Tieren im Dorf folgen.“
Der Weg nach Klein Bollensen zog sich hin, es war auf dem Teerweg erst sehr glatt später das alte Kopfsteinpflaster über den Bollenser Berg doch etwas steil und uneben. So konnten die beiden Kühe nur sehr langsam laufen. Nach einiger Zeit waren sie im Dorf angekommen.
Liese schaute sich um. „Hier ist ja nichts los!“ sagte sie zu Jule. Wo sind denn die anderen Besucher der Feier? Na, dann können wir wohl alles alleine aufessen!“ muhte sie. Sie trotteten weiter durch den Ort. Jule meinte: „Ich friere so sehr und großen Hunger habe ich jetzt auch schon! Wo ist nur der Martinshof?“ Liese hatte Durst. "Was machen wir denn jetzt?“ fragte sie ratlos.
Sie gingen weiter und weiter bis sie das Dorfende schon vor sich sahen. „Niemand geht hier zur Adventsfeier!“ stellte Jule fest. Plötzlich, schon fast am Ende des kleinen Ortes sahen sie ein Haus mit Lichtern. Ein großes Haus war mit Lichterketten geschmückt. Ein schöner Blick.
„Schau mal das Haus da!“ sagte Liese. „Das muss der Martinshof sein!“ „Schnell dorthin, mein Bauch knurrt schon ganz laut!“ Die beiden Kuhdamen stapften los. Mit letzter Kraft gingen sie den schmalen Weg zum Haus. Es mussten schon vor ihnen Menschen hier entlang gelaufen sein. Liese kaute etwas Schnee, um ihren Durst zu stillen. Endlich waren sie da.
Es schien ein Bauernhof zu sein. Als sie auf den Hof tapsten, ging ein Licht an, dass den ganzen Innenhof beleuchtete. Die beiden Kühe schauten sich um. Ein großer geschmückter Tannenbaum stand in der Mitte. Aber kein Fest, kein leckeres Essen und niemand außer ihnen war zu sehen. Da ging plötzlich eine Haustür auf und eine junge Frau kam heraus. Sie wunderte sich ganz schön, als sie die fremden Kühe sah: „Was macht ihr denn hier?“ fragte sie die Damen erstaunt.
Die Bäuerin machte eine Stalltür auf und führte die beiden Kühe hinein. Es war schön warm hier, es gab Heu zu fressen und Wasser. Liese fraß sofort los und fand es schmeckte köstlich. Die Bäuerin knipste das Licht vom Weihnachtsbaum an und brachte ihnen noch ein paar leckere Äpfel, die sie sonst nur im Herbst auf der Wiese fanden.
Auf einmal kamen drei Kinder aus dem Haus. Sie tanzten freudig um den Weihnachtsbaum und sangen schöne Weihnachtslieder.
„Wo kommen die Kühe her? Die sind doch nicht von uns.“ fragte der Junge die Mutter. „Die müssen irgendwo ausgebüxt sein!“, antwortete sie. „Ihr armen Kühe! Ihr müsst ja ganz schön gefroren haben.“, meinte das Mädchen und streichelte den Kopf.“
Die Kühe dachten im Stillen an ihren Bauern: „Oh je, wahrscheinlich sucht uns unser Bauer schon. Wir müssen uns gleich mal auf den Heimweg machen, damit er sich nicht so große Sorgen macht!“ In diesem Moment kam ein Auto mit Anhänger auf den Hof gefahren. Jule und Liese kannten den Mann, der ausstieg. Es war ihr Bauer Ulli. Beide Kühe muhten laut vor Freude und wurden ganz unruhig.
Ulli ging zu der Bauernfamilie und sagte: „Hallo Familie Meier! Wir wollten heute eigentlich zur Adventsfeier auf dem Martinshof. Doch dann habe ich gesehen, dass unser Gatter offen stand und Jule und Liese fort sind."
Da sagte der kleine Junge: "Die beiden wollten wohl auch einen Adventsausflug machen." Alle lachten.
Dann ging Ulli zu seinen Kühen und sagte: „Ihr Taxi meine Damen! Ich hoffe, Sie hatten einen schönen Tag!“
Unser Adventsgewinnspiel auf Instagram und Facebook läuft noch bis zum 7.12.2022.
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04.12.2022
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