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Betriebsentwicklungsgespraech 2019


Betriebsentwicklungsgespräch 2019
Ein Tag unter Freunden

Ein Artikel über das Betriebsentwicklungsgespräch am 25.10.2019 - von Janin Thies

Kunden, Landwirte und Studierende erhalten Einblicke in den Hof-Alltag
„Während der jährlichen Kontrolle nach EG-Verordnung, für Bioland und unsere Demeter-Zertifizierung türmen sich hier im Büro die Aktenberge“, berichtet Ulli Elbers gleich zur Begrüßung. Jeder Bereich, ob Gemüseanbau oder Rinderhaltung, muss einzeln abkontrolliert werden. Bei einem Betrieb, der im Sinne biodynamischer Landwirtschaft auf Vielfalt setzt, kann das mehrere Tage in Anspruch nehmen. Nach der Pflicht stand  auf dem Elbers Hof Ende Oktober auch die Kür auf dem Programm. Zur Qualitätssicherung sieht die Demeter-Verordnung ein Betriebsentwicklungsgespräch vor, zu dem in der Regel zwei befreundete Landwirte eingeladen sind, um über den aktuellen Stand und Ziele für die Zukunft zu diskutieren.
Doch warum sollte dieses Gespräch nur unter wenigen Fachleuten stattfinden? Ulli entschied sich diesmal für einen neuen Weg und lud neben seinen engsten Mitarbeiterinnen ebenfalls interessierte Kunden und Studenten ein, sich ein Bild von der Arbeit vor Ort zu machen. Dazu inspiriert hat ihn ein Zitat von Rudolph Steiner, welches sinngemäß daran erinnert, dass alle Menschen gemeinsam Verantwortung für die Bewirtschaftung unserer Erde tragen. An Landwirte werde die Ausführung lediglich delegiert. „Die Menschen haben also das Recht zu erfahren, wie wir mit dem Boden und dieser Verantwortung umgehen“, erklärt Ulli.
Aktenberge mussten die Teilnehmer an diesem Tag nicht wälzen. Vielmehr ging es um die ganz konkreten Themen und Herausforderungen, denen sich der Hof, aber auch die Gesellschaft allgemein stellen müssen. Hat der Anbau von Monokulturen wie Zuckerrüben auf einem Kilometer Länge, wie es in der konventionellen Landwirtschaft normal ist, überhaupt etwas mit „Nahrungsmitteln“ zu tun? Grundsatzfragen wie diese führten beispielsweise Erziehungswissenschaftler Thomas an diesem Tag auf den Hof. Ganz konkrete Antworten gab es im Sinne einer Bodenbewirtschaftung, die darauf abzielt, das Ökosystem im Gleichgewicht zu halten. Auf dem Elbers Hof werden keine organischen Zusatzdünger verwendet, Fruchtfolgen richten sich nach den natürlichen Gegebenheiten und es werden ganz bestimmte Pflanzen wie Kleegras oder Winterroggen angebaut, um dem Boden mittel- und langfristig das zu geben, was für eine nachhaltige Bewirtschaftung benötigt wird.
Hier war auch der richtige Ort, um darüber zu diskutieren, dass es Sinn macht, Gänse und Rinder sind nicht nur als Fleischlieferanten, sondern auch als Landschaftspfleger einzusetzen, wie alte Nutztierrassen erhalten werden können und welche Vor- und Nachteile der Einsatz von Grasmulch beim Gemüseanbau hat. Durch die Mischung aus Laien und Profis gab es immer wieder die Möglichkeit, die Hintergründe für verschiedene Entscheidungen zu erfragen, Maßnahme und Auswirkung gegenüberzustellen und viele Zusammenhänge besser verständlich zu machen. Landwirt Gerhard, der andere demeter-Betriebe regelmäßig berät, erklärte beispielsweise anhand der Kohlenstoffbilanz, wie wichtig es ist, dieses Hilfsmittel nicht zu vernachlässigen, auch wenn die Berechnungen mit viel Aufwand verbunden sind. Die Bilanz sei nicht nur ein guter Indikator für Bodenfruchtbarkeit, sondern auch dafür, wie viel Kohlenstoff beispielsweise durch die Bewirtschaftung gebunden werden kann. Ein hilfreicher Wert in Zeiten des Klimawandels.
Neben einer Übersicht über Daten, Fakten und Aktivitäten am Elbers Hof und einem fantastischen Mittagessen mit Hühnersuppe, Bratkartoffeln, Ei und sauren Gurken gab es , nach dem Nachtisch, eine Führung über den Hof, zu einzelnen Feldern und Weiden. Die Gruppe hatte Gelegenheit, zu sehen, wo die besten Tomaten Norddeutschlands angebaut werden und konnte außergewöhnliche Anbauexperimente wie Yacon, eine Art Süßkartoffel aus Südamerika, probieren. An der Wasserbüffelweide war Zeit, dem Blick und den Gedanken freien Lauf zu lassen und die letzten Sonnenstrahlen des Oktobers zu genießen. Diese gelungene Kür im demeter-Kontrollprozess möchte Ulli gern wiederholen, um biodynamische Landwirtschaft am konkreten Beispiel verständlich zu machen und sich auch für zielführende Impulse von Außen weiter zu öffnen.

26.11.2019


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